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Der Reiterweg Albrecht von Wallensteins

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Der Reiterweg Albrecht von Wallensteins

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Beschreibung der Ausflüge:
Wir verlassen Dubá (Dauba) in Richtung Westen nach Tuháň (Tuhan), den ersten Halt legen wir bei der Ortseinfahrt Pavličky (Pawlitschka) auf dem kleinen Parkplatz auf der rechten Seite ein. Von dort führt ein beschilderter Feldweg über Luční údolí ins Lipovové údolí. Links sehen wir eine ehemalige Försterei, auf der rechten Seite eine imposante Felsenquelle. Bald danach kommen wir an einen Wegweiser, der Weg teilt sich in einen kürzeren Pfad direkt auf den Čap und einen längeren rund um den Čap. Wir biegen nach rechts ab, gehen den Weg hinauf und plötzlich stehen wir vor der imposanten Klippe des Čap, die an eine riesige geballte Faust Richtung Süden erinnert.
Der Čap ist eines der charakteristischen Wahrzeichen der Daubaer Schweiz – ein einzigartiges Naturdenkmal und beachtenswertes Symbol für die Verwitterung des eisenhaltigen Sandsteins, das wir uns nicht entgehen lassen dürfen! Darüber hinaus gibt es von dort aus einen wunderschönen Rundblick über die Daubaer Schweiz von Starý Berštejn (Alt-Perstein) über Nedvězí (Nedoweska), Říp (Georgsberg), Hazemburk (Hasenburg), Milešovka (Milleschauer) bis hin zum Sedlo (Geltschberg) bei Úštěk (Auscha). Auch die Burg Bezděz (Bösige) ist von dort zu sehen.
Von der Burg Čap ist nicht viel erhalten. Sie wurde wohl im 14. Jahrhundert gegründet und gehörte nach den uns bekannten Quellen den Herren Berka von Dauba. Bereits im 15. Jahrhundert war sie jedoch unbewohnt. Heute finden wir dort zwei in den Boden eingelassene Objekte – einen Keller und ein Objekt mit kreisförmigem Grundriss (Durchschnitt 2,8 m), in der Tiefe 3 m rechteckig rückläufig in die Mitte um 0,6 m. Nach älteren deutschen Quellen handelt es sich wohl ursprünglich um eine Zisterne. Nach einer kurzen Pause an diesem historischen Ort steigen wir hinunter nach Pavličky (Pawlitschka):
Mit dem Auto fahren wir weiter nach Tuháň (Tuhan). Zu sehen sind dort Statuen eines Engels und eines schlafenden Apostels auf dem sogenannten Ölberg, beherrscht von der St.- Gallus-Kirche. Dieser heilige Ort wurde 1736 gegründet, zu sehen ist er bei der Ortseinfahrt von Tuháň auf der linken Seite. Die heutige Form stammt von 1885. Die Kirche wurde 1708-1811 im Barockstil gebaut, brannte jedoch aus und musste erneuert werden. Die ursprüngliche barocke Ausstattung ist von 1711, der Hauptaltar ist von I. Minks (1840), weitere Bilder von J. Gruss aus Litoměřice (Leitmeritz). An den Seiten stehen Barockstatuen des Hl. Laurentius, Andreas, Wenzel und Franz von Assisis (1752). Auch Seitenaltäre der Jungfrau Maria (1839) und des Hl. Antonius (1840) sowie eine barocke Kanzel befinden sich dort. Bei der Kirche steht auch ein Glockenturm im Stil des Spätempire von 1885. An der Kreuzung im Ortszentrum steht noch eine Statue des Hl. Florian von 1736. Auf dem Sockel befinden sich Reliefs von Johann von Nepomuk, des Hl. Adalbert und des Hl. Prokop.
In Tuháň biegen wir nach Rechts Richtung Tuhanec (Tuhanzel) und Obrok (Wobrok) ab, die früher als Ausflugsorte galten. Wir fahren weiter über Domašice (Domaschitz) nach Skalka (Skalken), das links von der Straße liegt. Wir biegen nach links Richtung Úštěk (Auscha) ab, nach 2 km bietet sich uns ein wunderbarer Blick auf die Helfenburg – eine dominante Burg hoch auf einem Felsen gelegen, die wir uns heute noch näher ansehen. Weiter geht es nach Ostrá (Neuland), dort biegen wir gleich am Ortseingang rechts ab und parken im Schatten der Linden. Zu Fuss steigen wir zu den von Weitem sichtbaren Kapellen (Neuländer Kirchlein) hinauf . Auf dem Weg befindet sich ein Kreuzweg, der von kleineren Barock- und Empire-Kapellen bis hin zu imposanten Barockstatuen und einem breiten Treppenaufgang eingerahmt wird, auf dem jedes Jahr eine lange Prozession hinauf zu den kleinen Kapellen zieht, die da heißen: Kreuzfindung, Kreuzerhöhung, Gottesgrab. Die drei Kapellen auf dem Gipfel des Kalvarienbergs ließen die Jesuiten in den Jahren 1703-1707 erbauen. Möglicherweise war der Architekt sogar Octavio Broggio. Die architektonische Zusammensetzung war auf jeden Fall sehr durchdacht, die Kapellen wirken sehr groß, obwohl die Stätte stark beschädigt ist. Außer einer stillen Meditation bietet sich uns auch ein herrlicher Ausblick auf Úštěk (Auscha) und den Sedlo (Geltschberg). Auf dem Rückweg sind die Hopfenfelder nicht zu übersehen, die an eine bekannte Hopfentradition anschließen. Dieser Landstrich war früher für seinen Hopfenanbau genauso bekannt wie die Gegend um Žatec (Saaz). Das älteste Hopfenverzeichnis ist von 1533, 1562 wurde Hopfen nach Ungarn und Holland exportiert. Auch Weinberge und Obstgärten befanden sich dort.
Wir fahren weiter Richtung Úštěk (Auscha), wo wir rechts nach kurzer Zeit an einer Wiese anhalten und parken. Wir gehen über die Straße auf einen Waldweg, der uns hinunter ins Tal führt. Wir überqueren ein kleines Bächlein und gehen links den Weg hinauf, später biegen wir links ab und kommen so direkt zur Burg Helfenburg (andere Bezeichnungen u. a. Hrádek, Hradec, aber auch Affenburg), eine imposante Felsenburg, die mitten im Wald auf einem Felsvorsprung (ca. 100 m lang und 60 m breit) gebaut wurde und von einer hohen Mauer umgeben ist (12 m hoch, 277 m lang). In die Burg trat man über eine Zugbrücke ein, die über den 20 m breiten Burggraben führte. Durch das Tor im gotischen Stil konnte nur ein einziger Reiter hindurchreiten. Über dem Tor sind zwei, allerdings heute schon ziemlich verwitterte Wappen erhalten: das des Prager Erzbischofs (goldener Balken in schwarzem Feld) und des Erzbischofs Jan von Jenštejn (zwei Geierköpfe). Neben dem Tor, wo bis heute Öffnungen für eine Seilwinde zu sehen sind, war rechts ein Tor für die Fußgänger, durch das man in eine kleine Wachstube gleich hinter den Burgmauern eintrat. Das Tor schützte ein viereckiger Burgfried mit den Maßen 6 x 6 x 17,5 m, der auf einem 16 hohen Felsen steht und aus Sandstein gebaut wurde (de facto ist er also 33,5 m hoch). Über dem Turm war früher auch ein überdachter Dachstuhl. Die unteren Räumlichkeiten wurden in den Felsen hineingeschlagen, nur die Oberburg war aus Holz. Helfenburg gehört trotz eines fortschreitenden Verfalls zu den größten Burgen Böhmens. Über die Entstehungsgeschichte dieser Burg gibt es keine eindeutige Klarheit, aber wahrscheinlich war es Jan von Klinštejn, ein Rohovec und ein Verwandter der Berka von Dauba, der die kleine Burg Helfenburg erbauen ließ und sich selbst dann Jan von Helfenburg nannte. 1374 kaufte ihm der Prager Erzbischof Jan Očko von Vlašim die Burg ab, um dort seine erzbischöfliche Residenz einzurichten. Er baute die Burg grundsätzlich um und ließ Burgmauern mit Zinnen und Schießscharten errichten. An der Innenseite der Burgmauern befand sich ein Umgang. Auch einige Gebäude wurden gebaut und andere in den felsigen Untergrund hineingeschlagen. Jan Očko wurde dann auf dem Stuhl des Erzbischofs von seinem Neffen Jan von Jenštejn ersetzt, der die Burg weiter ausbauen ließ. Von 1390 bis 1395 ließ er den Hauptturm und neue Befestigungsanlagen errichten. Wegen der hervorragenden Befestigung der Burg wurden dorthin auch einige Kleinodien, Bücher und Reliquien aus der St. Veits-Kirche und der Prager Bischöfe verbracht. Einschließlich des bekannten großen Reliquienkreuzes aus purem Gold wurden sie in der Burgkapelle versteckt. Einige von ihnen wurden später nach Karlštejn (Karlstein) überführt, andere überdauerten gerade dort die Hussitenstürme. Im Jahr 1400 nahm sich der Erzbischof Olbram von Škvorec der Burg an, 1402 der Erzbischof Zbynek Zajíc von Hasenburg, keiner von ihnen hatte dort jedoch seinen Wohnsitz. Der nächste Eigentümer der Burg ab 1413 Konrad aus Vechta, ein gebürtiger Westfale und Liebling von König Wenzel IV., stellte sich später auf die Seite der Hussiten und wurde nach der Niederschlagung der Bewegung geächtet. Nach kürzeren Streitigkeiten bemächtigten sich die Verwandten des ersten Eigentümers, Jaroslav und Jindřich Berka von Dauba der Burg, einigten sich jedoch bald mit Jan Smiřický (Smirschitz), dem sie Konrad aus Vechta anvertraut hatte. 1427 gehörte die Burg also dem mächtigen Jan Smiřický von Smiřice (Smirschitz). Nach seiner Hinrichtung 1475 erwarb die Burg Petr Kaplír von Sulevic, bald darauf Zdeněk von Sternberg. 1475 gehörte sie Vilém von Ilburg, dem Eigentümer des benachbarten Ronov (Ronburg) und seinen Erben. 1591 ging die Burg in das Eigentum von Jan Sezima aus Sezimovo Ústí bei Úštěk (Auscha) über. Als 1622 sein Eigentum auf Grund seiner Teilnahme am antihabsburgischen Aufstand konfisziert wurde, erwarben die Burg die Jesuiten von Liběšice (Liebeschitz). Doch schon 1620 hatten kaiserliche Truppen sie geplündert und ausgebrannt. Die verbrannten Überreste des Gebälks sind bis heute zu sehen. 1839 kaufte die Liebeschitzer Herrschaft Ferdinand Lobkowitz. 1887 erwarb sie der Textilunternehmer Josef Edler Scroll, der unverzichtbare bauliche Rettungsmaßnahmen einleitete, denen wir die Burg ihr heutiges Aussehen verdanken. Nach der Besichtigung kehren wir auf dem gleichen Weg zum Parkplatz zurück und setzen die Reise fort.
Úštěk (Auscha), zu dem früher immer auch Zelená ves (Gründorf), Weiher und Hopfenfelder gehörten, teilte sich früher in die Innere Stadt, die Tschechische Vorstadt mit der jüdischen Synagoge und die deutsche Vorstadt mit der Kirche. Schon von weitem ist zu erkennen, dass die Stadt eine lange Geschichte hat. Sie ist auf einem 2 km langen und 200 m breiten Kamm gebaut, an den Seiten durch Täler geschützt. Eine einzige Straße führt durch den Ort zum Stadtplatz, wo sich die Kirche und ganz in der Nähe das Schloss befindet. In das Schlossviertel gelangen wir durch eine enge Seitengasse. Ursprünglich war das Schloss eine Burg, der Eingang war von Osten und Westen möglich. Wir gehen von Westen durch ein barockes Tor hindurch, das die Jesuiten 1677 erbauen ließen, wie die Jahreszahl mit dem Wappen darüber belegt. Von der ursprünglichen Burg blieben nur die Keller und der sogenannte Pikardenturm erhalten. Auf der Südseite steht das ehemalige zweistöckige Palais, aus dem die Jesuiten 1628 eine Brauerei machten. Auf der Nordseite liegen Bürgerhäuser. Wenn wir nun auf den Stadtplatz zurück kehren, sehen wir an der höchsten Stelle die Peter- und Paul-Kirche stehen, urspr. aus vorhussitischer Zeit, nun im Renaissancestil. Die mächtige barocke Pfarrei wurde wohl 1772 nach einem Entwurf von Octavio Broggio gebaut. Die Innenaustattung der Kirche zeichnet sich durch ein Bild von Karel Škréta von 1656 aus. Die Jungfrau Maria ist auf ihm mit zwei Aposteln abgebildet. Die sakralen Räume schmückt außerdem ein steinernes Taufbecken in Rokoko-Form, eine Kanzel aus der Werkstatt des Schnitzers Jiří Vančura und original erhaltene Orgelschränke nach Lauterer vom Tischler Ambrož Tauchmann aus Hošt’ka. Vom Turm der Kirche genießt man einen schönen Rundblick. Falls Sie die Kirche besichtigen möchten, wenden Sie sich an das Infozentrum auf dem Stadtplatz. Das Gasthaus Pansky dům (Herrenhaus) bei der Kirche und die Häuser auf der Westseite des Platzes haben Laubengänge. Den historischen Charakter der Stadt unterstreichen die hohen Häusergiebel, die Holzgiebel, die geschmückten Wheeling Decoratingund die ausgesägten Latten wie bei ländlichen Bauten. Das zweistöckige alte Rathausgebäude mit Türmchen und Zimbel brannte mehrmals aus und musste deshalb häufig wieder neu aufgebaut werden. Die heutige Form stammt von 1851. Am Rathaus findet man auch ein Stadtwappen aus dem 15. Jahrhundert, welches aus einer silbernen Stadtmauer mit offenem Tor, an den Seiten Türmen mit roten Schutzdächern und dazwischen einem Wappen der Berka von Dauba besteht. Einen Halt sollte man auch bei der jüdischen Synagoge von 1774 einlegen, die aus Gestein aus einem nahen Steinbruch am Ort einer ursprünglich hölzernen Synagoge (sie brannte bei einem größeren Stadtbrand ab) erbaut wurde. Im folgenden Jahrhundert wurde sie immer weiter ausgebaut und hat deshalb eine eher nicht traditionelle, quadratische Form. Der örtliche Baumeister Wenzel Jahn empfahl eine Vergrößerung und Erweiterung des Baus um einen Vorraum im Stil der Neorenaissance beim Eingang, außerdem den Umbau von zwei Gewölberäumen im Erdgeschoß. Die Synagoge enthält auch einen Miniraum für eine jüdische Schule und nebenan ein bescheidenes Zimmer für den Lehrer. Außerordentlich interessant ist die dekorative Ausmalung des Interieurs mit maurischen Motiven aus dieser Zeit. Der Umbau wurde 1851 fertig gestellt, nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Gebäude. Die  Restauratoren bearbeiteten bislang nur das notwendigste und entschieden sich, den ursprünglichen und neuen Teil farbig zu gestalten: der ältere Teil ist orange-braun, der jüngere Anbau ist ockergelb. Der jüdische Friedhof befindet sich versteckt an einem Abhang ca. 15 Minuten zu Fuss von Úštěk. Die ältesten Gräber stammen aus dem Jahr 1672, auf dem Friedhof sind insgesamt 300 erhaltene Gräber. Vom Stadtplatz aus gibt es entsprechende Wegweiser (Židovský hřbitov). Von Seltenheitswert sind die sogenannten Ptáčí domky (Vogelhäuschen) im Tal rund um den Loubní-Bach. Es handelt sich um Gebäude, die an Vogelnester in einer hohen Wand erinnern. Vor mehr als 100 Jahren errichteten sie italienische Arbeiter, die in Úštěk die Eisenbahnstrecke bauten. In die Felsen schlugen sie nicht nur Hohlräume für die Keller, sondern auch für Wohnräume mit kleinen Fenstern. An der Kante des Felsenmassivs wurden sie mit Holbalken abgestützt. Von der Stadtseite aus stoßen Sie fast schon bis an die Dachrinne, aber an der Südseite ist zu sehen, dass sie einige Stockwerke umfassen.
 In Úštěk (Auschau) biegen wir rechts in Richtung Kravaře (Graber), Stvolínky (Drum) und Zahrádky (Neugarten) ab. Auf der rechten Seite sind erneut die Türmchen der Kapellen von Ostrá (Neuland) zu sehen. Falls Sie genug Zeit haben, können Sie in Kravaře anhalten und sich das Gebäude des ehemaligen Dorfgerichts ansehen (sogenanntes Schultheißenamt), wo sich heute eine Austellung mit historischen Wohungseinrichtungen in Nordböhmen befindet. Auf dem Schloss in Stvolínky (Drum) wurde ein Teil des Gebietsarchivs von Česká Lípa (Böhmisch-Leipa) untergebracht (normal nicht zugänglich). Ursprünglich wurde es vom ersten Leitmeritzer Bischof Maximilian Freiherr von Schleinitz im italienischen Renaissance-Stil im Jahr 1664 erbaut, derzeit verfällt es leider. Bevor wir nach Zahrádky (Neugarten) kommen, biegen wir kurz nach Holany (Hohlen) ab, von wo aus man einen herrlichen Blick über die Teiche auf die Kirche, den Vlhošt` (Wilhoscht) und den Ronov (Ronberg) hat. Die Kirche wurde 1788 im Barockstil erbaut. Im Inneren befindet sich wertvolle Decken- und Chormalereien von Kramolin, einem seinerzeit sehr bekannten Kirchenmaler.
Wir fahren weiter nach Zahrádky (Neugarten) zum dortigen Schloss (Neuschloss), das in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts vom Geschlecht der Wartenberg wahrscheinlich am Ort einer früheren gotischen Burg errichtet wurde. 1623 erhielt es Albrecht von Wallenstein, der mächtige Friedländer, bekannt auch durch Schillers Wallenstein-Trilogie. Nach seiner Ermordung 1634 in Cheb (Eger) verblieb die Herrschaft Zahrádky seiner Witwe Isabella Katharina von Harrach als einzige aus seinem einst so riesigem Besitz. In unserer Region waren auch die Herrschaften in Doksy (Hirschberg) und in Nový Berštejn (Neu-Perstein) im Besitz der Wallensteins, sie wurden jedoch dann dem Oberst Buttler als Belohnung für seine Beteiligung an der Ermordung Wallensteins verliehen. Das einzige Kind von Albrecht von Wallenstein, das ihn überlebte, nämlich seine Tochter Maria Elisabeth, heiratete 1645 den Grafen Freiherrn Rudolf von Kaunitz, der nach ihrem Tod das Schloss in Zahrádky erbte. Die nachfolgende Generation der Eigentümer ließ das Schloss Ende des 18. Jahrhunderts in die heutige Form umbauen, über dem Eingang ist auch ihr Wappen zu sehen. Durch die Hochzeit der Gräfin Marie von Kaunitz im Jahr 1877 mit dem Fürsten Friedrich Karl von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst ging das Schloss in das Eigentum dieses Adelsgeschlechts über. Da die Prinzen Albrecht und Alexander kinderlos in den Jahren 1931 bzw. 1933 verstarben (ihre Gräber befinden sich auf dem Friedhof der St.-Barbara-Kirche), erhielten das Schloss die Fürsten von Liechtenstein, die das Schloss bis 1945 innehatten. Nach 1945 diente das Schloss als Schulungszentrum für ausländische Studenten an der Karlsuniversität Prag, 2003 brannte es aus und wurde bislang leider nicht renoviert.
Von der Stirnseite des Schlosses aus gesehen, gehen wir nun nach links durch den Schlossgarten in das Tal Peklo (Hölle). Das Naturschutzgebiet umfasst einen ca. 4 km langen Teil des Robečský-Baches zwischen Zahrádky und Česká Lípa (Böhmisch-Leipa). Der Bach fließt aus dem Novozámecký rybník (Hirnsener Großteich) und gräbt sich tief in die Sandsteinquader ein, welche den geologischen Untergrund des Gebietes bilden. Das Tal hat an manchen Stellen fast zusammenhängende Felswände, an deren Oberfläche sich durch Verwitterung verschiedene Felsformationen gebildet haben (Pseudokrater, Waben, erweiterte Spalten). Der mäanderartige Bach überschwemmt immer wieder die engen, tiefen Auen mit dem noch vorhandenen Auwald, wo ganz zu Beginn der Frühlingsmonate tausende geschützte Frühlings-Knotenblumen (Leucojum vernum) blühen. Das tiefe Tal mit den bewaldeten Abhängen dient auch als Nistplatz für die Vogelwelt. Ein Wanderweg, der durch rote Streifen an den Bäumen gekennzeichnet ist, führt durch das Naturschutzgebiet.
Nach der Rückkehr aus der „Hölle“ fahren wir die Straße weiter nach Česká Lípa (Böhmisch-Leipa), wir überqueren sie und halten am Parkplatz bei der Gaststätte „U pošty (Zur Post). Dann gehen wir hinuter zum Novozámecký rybník (Hirnsener Großteich). Dieses Nationale Naturmonument hat eine Ausdehnung von 357 ha und schützt eine bedeutende Sumpflandschaft. Sie ist Rückzugsbebiet für ca. 220 Vogelarten, zu denen viele vom Aussterben bedrohte gehören, wie z. B. der Kranich (Grus grus), die Rohrweihe (Circus aeruginosus), der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), das Blaukehlchen ((Luscinia svecica) oder die Heidelerche (Lullula arborea). Auch Amphibien sind hier beheimatet, z. B. die kurzbeinige Kreuzkröte (Epidalea calamita) oder die Knoblauchkröte ((Pelobates fuscus), aber auch z. B. der Fischotter und an den Ufern auch das Eichhörnchen. Forschungen belegen über 800 Käferarten (davon 170 Laufkäferarten). Der Teich hat eine Größe von 126 ha und ist heute zum großen Teil mit Schilfrohr bewachsen, die freie Wasserfläche macht nur etwa 38 ha aus. Interessant gelöst wurde der Wasserzu- und abfluss des Teiches. Der Teich speist sich aus einem in die Felsen geschlagenen Kanal, dem sog. Münchner Schlucken mit Wasser aus dem Bobří potok/Biberbach (fließt aus den Teichen bei Holany) und dem Mlýnský potok/Mühlenbach (fließt aus dem Mácha-See, früher Hirschberger Großteich), der Abfluss ist die sog. Hirnser Schlucken (fließt dann in den Robečský-Bach über Peklo bis in die Ploučnice/Polzen). Im 14. Jahrhundert ließ Kaiser Karl IV die Hirnser Schlucken erbauen, heute ist sie ein technisches Denkmal. Es handelt sich dabei um einen halbrunden, in den Felsen eingeschlagenen Kanal, 14 m tief, 7 m breit und 175 m lang. Zu ihm existiert eine Vielzahl von Legenden und Sagen.
Wir kehren in die Ortschaft zurück, wenden uns hinter den Wirtschaftsgebäuden nach links und kommen zur St.-Barbara-Kirche, einem früher bei Pilgern sehr beliebten Ort. Diese Kirche ist der einzige erhaltene Rest aus einer großen mittelaltelichen Propstherrschaft und eines Kirchendorfs namens Mnichov, das im 15. Jahrhundert aufhörte zu existieren. Der Ort hieß früher Louka mnichů (übersetzt Mönchswiese). Zum Bau der Kirche, in der sich das Familiengrab der Kaunitz befindet, wurde angeblich Material einer benachbarten verlassenen Kirche verwendet, die auf dem Gelände des heutigen Novozámecký rybník (Hirnser Großteich) stand. Rund um die Kirche befindet sich ein relativ gut erhaltener Friedhof, wo wir auch die Gräber der Prinzen und ihrer Mutter, der Reichsgräfin Maria von Kaunitz, aus dem Geschlecht der Hohenlohe-Schillingsfürst finden.
Zurück auf der Hauptstraße in Richtung Jestřebí (Halbstein), der ursprünglichen Kaiserstraße, finden wir nach einigen hundert Metern hinter einer großen Linkskurve auf der rechten Seite unter schattigen Bäumen die Statue der Hl. Wilgefortis, auch Kümmernis (tschechisch Starosta), zu der es verschiedene Legenden gibt. Es handelt sich demnach um eine Tochter des portugiesischen Königs, der sie mit dem muslimischen Herrscher Siziliens verheiraten wollte. Um der Hochzeit zu entgehen, betete sie für ihre eigene Verunstaltung, es wuchs ihr daraufhin ein Vollbart. Der Bräutigam lehnte sie zwar ab, doch ihr Vater ließ sie kreuzigen. Deshalb wird Wilgefortis als bärtige Jungfrau in langen Kleidern am Kreuz dargestellt. Der Geigenspieler, den sie liebte, ist bei ihren Füßen abgebildet. In den schlimmsten Leidensstunden hat er ihr angeblich ihre Lieblingsmelodie gespielt, wofür sie ihm der Legende nach zum Dank und aus Liebe ihren goldenen Pantoffel hinab warf. Die Statue stammt von 1705, errichten ließ sie der Graf Johann Wilhelm von Kaunitz, leider ist sie schon stark beschädigt. Ca. 100 m weiter entlang der Straße (Vorsicht, gefährlich) finden wir den Münchner Schlucken. Auf dem linken Ufer , flussaufwärts des Biberbaches, kann man ein paar Stufen hinab zum Wasser steigen. Man muss sich dabei vorstellen, dass früher auf der rechten Seite der Mnichovský rybník war, der sich aus dem Wasser des Biberbaches speiste. Zum Abfluss dieses ehemaligen Teiches wurde ein sog. Kleiner Schlucken durchgeschlagen, durch den heute der Biberbach in den Novozámecký rybník (Hirnser Großteich) fließt. Im 18. Jahrhundert überspannte den Schlucken eine gewölbte Brücke, über welche auch die Straße führt.
Nach ein paar weiteren Minuten Fahrt mit dem Auto begrüßt uns in Jestřebí (Halbstein) schon von weitem die Ruine der Felsenburg Halbichstein, die an ein riesiges Schiff erinnert. Von der ursprünglich riesigen Burg ist nur ein Viertel der Größe erhalten, aber sie entzückt uns bis heute. Diese Burg war im 13. Jahrhundert und einen bedeutenden Teil der weiteren Dauer ihrer Existenz im Eigentum der Berka von Dauba. Im 15. Jahrhundert wurde sie einige Male erobert. Von 1466-1478 war die die Burg im Besitz der Smirschitz (Smiřic), in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts fiel sie an die Wartenberger und wurde so mit der Herrschaft in Zahrádky (Neugarten) vereinigt. Damals war die Burg noch gut erhalten. Leider verfielen immer größere Teile der Burg durch Ausbesserungsarbeiten und Felsverschiebungen, so dass vom heutigen Burggebäude aus davon nur noch wenig zu sehen ist. Früher war hier eine herrlicher Aussicht, heute ist dies ziemlich riskant, da die Gefahr herabfallender Felsbrocken besteht. Die Burgfläche wurde in zwei verschieden hohe Ebenen getrennt. In die tiefer gelegene von beiden treten wir durch ein gotisches Wendeltreppenhaus ein, das in einen ehemaligen Brunnen hinein gebaut wurde. Über ihrem Ausgang befindet sich ein Hohlraum zur Befestigung eines riesigen Tretrades. Die Burg hat keine Befestigungsanlagen, sondern nur eine Brüstungsmauer mit Zinnen, die von einem turmartigen Felsblock eingerahmt wird, der sich über die tiefer gelegene Burgebene erhebt. Auf drei Seiten ist ein enger Umgang. Vom höher gelegenen Teil hat sich nur ein enger Splitter erhalten, in den einige kleine Stuben hineingeschlagen wurden. Von oben kann man die Provodinské kameny (Mickenhaner Steine) erkennen, besonders den Holý kamen, der auch den Spitznamen Kamenná Panna (Jungfernstein) trägt. Diese einzigartigen, durcheinander liegenden und stehenden Basaltfelstürme kann man sich auch aus der Nähe ansehen. Unter dem Burgfelsen liegt der Friedhof von Jestřebí. Der frühere Kirchenturm ist heute eine Friedhofskapelle.
Jestřebí (Halbstein) ist ein altehrwürdiger Ort, der ursprünglich Krussina hieß, Teile befanden sich auch neben dem schon erwähnten Kirchendorf auf dem Grund des heutigen Novozámecký rybník (Hirnser Großteich). Wahrscheinlich wurde mit dem Bau der heutigen Ortschaft im 14. Jahrhundert begonnen. Beim Friedhof stand früher eine Kirche von 1523, von der nur der Glockenturm erhalten ist. 1768 brach in Jestřebí ein Großbrand aus, die heutige St.-Andreas-Kirche wurde 1780 gebaut. Sie ist in gutem Zustand, es finden dort auch regelmäßige Gottesdienste statt. Das Altarbild stammt von dem bekannten Kirchenmaler Joseph Kramolin (auch Cramolini, Grammolin oder Kamolini), das Taufbecken ist von 1670.
Wir fahren weiter nach Dubá (Dauba), rund um Újezd (Ujest), einer früheren Lobkowitz-Herrschaft, weiter an Podolka (einst Mautstelle, Postamt und Gaststätte). Wir fahren durch Drchlava (Dürschel) und Chlum (Klum) und kommen schließlich wieder in Dubá an.